Kapitel 4

Daten über die afghanische Diaspora in Deutschland

4.0 Daten über die afghanische Diaspora in Deutschland

Kapitel 4
Daten über die Afghanische Diaspora - Aufklärungsforum Afghanistan

Daten über die afghanische Diaspora in Deutschland

Die Wanderungsbewegungen von Afghanistan nach Deutschland reichen mehrere Jahrzehnte zurück, nahmen jedoch insbesondere in den Jahren 2015 und 2016 im Zuge der Fluchtmigration deutlich zu. Im Jahr 2023 lebten mehr als 419.000 Menschen mit afghanischer Staatsangehörigkeit in Deutschland, was rund 0,5 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Zum Vergleich: 2003 waren es lediglich knapp 66.000 (Friedrichs und Popp 2024).

Bereits vor 1979 kamen afghanische Zuwanderinnen und Zuwanderer nach Deutschland, meist zu Studien- oder Erwerbszwecken. Besonders in Hamburg etablierte sich ab den 1960er Jahren eine afghanische Gemeinde, da afghanische Geschäftsleute dort den Teppich- und Warenimport dominierten. Heute leben mehr als 15 % aller Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund in Deutschland in der Hansestadt.

Die erste große Fluchtmigration setzte 1979 mit dem Einmarsch der Sowjetunion ein. Vor allem die politische und gesellschaftliche Elite verließ das Land. Auch in Deutschland fanden Geflüchtete Zuflucht, ihre Zahl blieb jedoch lange niedrig. Im Jahr 2001 lebten 72.000 Personen mit afghanischer Staatsangehörigkeit in Deutschland (Popp 2022).

Die Verschlechterung der Lage in Afghanistan spiegelt sich in den Schutzquoten wider. Zwischen 2015 und 2021 lag die Quote bei durchschnittlich 44 %. Im Jahr 2022 stieg sie auf 83 %, 2023 lag sie bei 76 %. Seit Ende 2021 gilt für afghanische Schutzsuchende zudem eine positive Bleibeperspektive, die ihnen einen schnelleren Zugang zu Integrationskursen, Arbeit und Ausbildung ermöglicht.

Als Reaktion auf die politische und humanitäre Situation seit 2021 erweiterte Deutschland die Aufnahmeprogramme. Damit wurde Afghaninnen und Afghanen die reguläre Einreise ermöglicht, meist ohne Asylantrag. Stattdessen erhielten sie einen zunächst auf drei Jahre befristeten humanitären Aufenthaltstitel, der Zugang zu Arbeit, Ausbildung, Integrationskursen und Sozialleistungen gewährt. Auch die Familienzusammenführung ist möglich. Bis Mitte 2024 konnten über 33.600 Personen über das Ortskräfteverfahren, die Menschenrechtsliste, das Überbrückungsprogramm und das Bundesaufnahmeprogramm nach Deutschland einreisen (Friedrichs und Popp 2024).

Bundesaufnahmeprogramm für Afghanistan

Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban sind zahlreiche Afghaninnen und Afghanen von Bedrohung und Verfolgung betroffen – u. a. aufgrund ihres Einsatzes für Demokratie und Menschenrechte, ihrer Zusammenarbeit mit westlichen Staaten oder Organisationen, ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung.

Die Bundesregierung hat daher zugesagt, rund 45.000 besonders gefährdete Personen und ihre Familienangehörigen aufzunehmen. Dazu zählen:

über 25.100 ehemalige afghanische Ortskräfte und ihre Angehörigen,

sowie mehr als 19.900 weitere gefährdete Personen, die in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Organisationen identifiziert wurden.

Bis April 2024 waren bereits über 33.200 Menschen eingereist, darunter 20.300 Ortskräfte mit Familien und 12.900 weitere gefährdete Afghaninnen und Afghanen mit Familien. Das Bundesaufnahmeprogramm, das am 17. Oktober 2022 initiiert wurde, soll auch künftig diesen besonders bedrohten Gruppen die Einreise nach Deutschland ermöglichen (Auswärtiges Amt 2024).