Kapitel 5

Über AfA e.V.

5.0 Über AfA e.V.

Kapitel 5
Aufklärungsforum Afghanistan - Wir klären über die Zustände in Afghanistan auf

Über AfA e.V.

Der Abzug der amerikanischen Truppen am 31. August 2021 markierte nicht das Ende der seit April 1978 andauernden Tragödie in Afghanistan. Die erneute Machtübernahme der Taliban birgt das Risiko einer humanitären Katastrophe, ausgelöst durch den Zerfall gesellschaftlicher, sozialer, politischer, kultureller und historischer Strukturen. Eine umfassende Analyse der Ursachen ist notwendig, die nur unter Einbezug der afghanischen Diaspora in ihrer ganzen Komplexität erfolgen kann.

Vor diesem Hintergrund wurde das Aufklärungsforum Afghanistan e.V. (AfA e.V.) gegründet – eine Vereinigung der afghanischen Diaspora im deutschsprachigen Raum. Ziel des Vereins ist es, die deutsche und afghanische Öffentlichkeit über die politischen und historischen Zusammenhänge der Ereignisse in Afghanistan aufzuklären. Der Dialog mit der deutschen Bevölkerung, Politik und Öffentlichkeit ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit. Auf Basis der langjährigen Erfahrung seiner Mitglieder in verschiedenen Wiederaufbauprozessen seit 1997 will das AfA e.V. aktiv zu Kooperation, Beratung und Koordination mit anderen in Deutschland tätigen Initiativen beitragen.

Aufarbeitung des deutschen Afghanistan-Einsatzes

Im Januar 2022 betonten die wissenschaftlichen Dienste des Bundestages die Notwendigkeit einer umfassenden Aufarbeitung des deutschen Afghanistan-Einsatzes. Die erzielten Fortschritte nach 20 Jahren wurden als marginal und nicht nachhaltig bewertet. Im Rückblick zeigt sich, dass nicht nur die internationale Koalition gravierende Fehler machte, sondern insbesondere die korrupten Eliten Afghanistans, die vom Westen unterstützt wurden, eine wesentliche Verantwortung für die gegenwärtige Misere tragen.

Kein anderes Land der Welt erhielt in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine vergleichbare internationale Unterstützung: 85 Staaten beteiligten sich am Afghanistan-Einsatz, davon 50 militärisch. Hinzu kamen 15 internationale Organisationen und rund 1.700 Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die sich am Wiederaufbau beteiligten (Deutscher Bundestag 2022).

Im Februar 2024 legte die vom Bundestag 2022 eingesetzte Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das zukünftige vernetzte Engagement Deutschlands“ ihren Zwischenbericht vor. Das deutsche Engagement zwischen 2001 und 2021 wurde als fatale Mischung aus Strategielosigkeit und überambitionierten Zielen bewertet, kombiniert mit einer ignoranten Abwesenheit grundlegenden Sachverstands über die politischen, gesellschaftlichen und historischen Realitäten Afghanistans.

Die Kommission, die zur Hälfte aus Bundestagsabgeordneten besteht, kritisierte insbesondere die mangelnde parlamentarische Kontrolle in strategisch-politischen Fragen. Aus dem Scheitern ergibt sich eine Mitverantwortung Deutschlands für die aktuelle Situation in Afghanistan.

In der zweiten Phase der Enquete-Kommission sollen auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse konkrete Empfehlungen für das zukünftige Krisenmanagement der Bundesregierung erarbeitet werden. Die derzeit über VN-Treuhandfonds und Partnerorganisationen geleistete Hilfe lindert die humanitäre Krise nur begrenzt und verstärkt zugleich die Abhängigkeit Afghanistans von internationaler Unterstützung.

Die Übernahme von Mitverantwortung für Afghanistan – sowohl gegenwärtig als auch zukünftig – wird als Teil einer werte- und interessenorientierten Außenpolitik verstanden, auch wenn dies mit hohen Kosten, Opfern und dem Scheitern des bisherigen Engagements verbunden ist (Mielke und Nachtwei 2024).